nostr:npub17fqtu2mgf7zueq2kdusgzwr2lqwhgfl2scjsez77ddag2qx8vxaq3vnr8y hat es genau auf den Punkt gebracht. Nicht die Politiker haben die Mauer eingerissen, sondern die, die 40 Jahre lang eingesperrt waren.
Die sozialistischen Staaten Osteuropas rühmten sich, „Völkerfreundschaft“ und „internationale Solidarität“ zu verkörpern. Doch sie fürchteten die Abwanderung ihrer eigenen Bürger mehr als jede äußere Bedrohung. Millionen Menschen kehrten ihren Ländern den Rücken – leise, unspektakulär, aber unübersehbar. Sie wählten nicht in Wahlkabinen, sondern mit ihren Füßen. Und sie entschieden gegen das System.
Die Herrschenden zogen daraus einen Schluss, der alles über ihre Lage verrät: Sie errichteten Mauern. Nicht, um das Land zu verteidigen, sondern um es zu verschließen. Nicht, um den Gegner draußen zu halten, sondern um das eigene Volk drinnen festzuhalten.
Die Berliner Mauer wurde „antifaschistischer Schutzwall“ genannt – ein Euphemismus, der die historische Ironie kaum überdecken konnte. Denn die Grenze zwischen Ost und West war der einzige Ort, an dem der Sozialismus bewaffnet gegen den Faschismus stand – und die Gewehre richteten sich nicht nach Westen, sondern auf die eigenen Bürger.
So war die Mauer mehr als Beton und Stacheldraht: Sie war ein Eingeständnis. Ein Staat, der seine Bürger einsperren muss, hat aufgehört, eine Heimat zu sein. Er ist nur noch Verwaltung von Territorium, nicht mehr Gemeinschaft von Menschen.
Und darum war der 9. November 1989 so bedeutsam: Mit der Mauer fiel nicht nur eine Grenze. Es fiel auch das Eingeständnis, dass Freiheit nur mit Zwang zu unterdrücken ist. Die Menschen hatten nicht den Westen „gestürmt“. Sie hatten einfach aufgehört, sich einsperren zu lassen.
Darum sage ich: Der 9. November sollte ein Feiertag sein.
Nicht nur der Einheit, sondern des Mutes.
Nicht nur der Geschichte, sondern der Entschlossenheit, sich Diktaturen nicht zu beugen.

