Ein paar Gedanken zur Adoption (und anderem Unsinn).
Es gibt diesen alten Clip von Louis C.K. – aufgenommen lange bevor er gecancelt wurde – der unsere heutige Misere ziemlich gut auf den Punkt bringt: „Alles ist unglaublich, und niemand ist glücklich.“
Heute Morgen, viel zu früh um 5:30 Uhr auf dem Weg zum Krankenhaus, kam mir ein Gedanke: Eine breite Adoption von nostr – und auch eine echte, tiefgehende Bitcoin-Adoption – wird wahrscheinlich nicht stattfinden. Die gute Nachricht: Im großen Ganzen ist das gar nicht so schlimm. Die schlechte: Viele Menschen werden darunter leiden.
„Warum so pessimistisch?“ höre ich dich fragen. Wenn du mich ein bisschen kennst, weißt du, dass ich zwar viele Schwächen habe – aber Pessimismus gehört nicht dazu. Im Gegenteil: Ich bin nach wie vor überzeugt vom Potenzial freiheitsfördernder Technologien. Sonst würde ich nicht tun, was ich tue.
Aber hier ist mir etwas klar geworden: Die meisten Menschen kümmern sich nicht einmal ernsthaft um ihre eigene Gesundheit – warum sollten sie sich dann für gesundes Geld interessieren? Klar, jeder will gesund sein. Aber tatsächlich das zu tun, was dafür nötig ist? Kein Interesse. Meistens muss erst etwas wirklich Dramatisches passieren, damit sich Menschen ändern. Und selbst das reicht oft nicht: Es gibt genug Leute, die weitertrinken, obwohl ihre Leber längst kapituliert hat, oder weiterrauchen, obwohl der Lungenkrebs schon diagnostiziert ist.
Und das führt mich zu den Bitcoin-Treasury-Unternehmen. Sind die wirklich daran interessiert, die Verantwortung für ihre eigenen Schlüssel zu übernehmen? Wirklich daran interessiert, echten Wert zu schaffen, bescheiden zu bleiben und langfristig Sats zu stapeln? Natürlich nicht. Die meisten sind an Buchgewinnen interessiert – nicht an einer tiefgreifenden Neuausrichtung, die mit echter Verantwortung und einem gesünderen Lebensstil einhergeht.
Denn das passiert, wenn man Bitcoin wirklich annimmt: Man übernimmt Verantwortung. Und das verändert einen. Es führt zu einem neuen Wertekompass – zu mehr Weitblick, besseren Geschäftsmodellen, ehrlicherer Wertschöpfung. Und ja: zu einem gesünderen Umgang mit sich selbst und der Welt.
Für mich ist das der wahre Kern von „Bitcoin mit großem B“. Echter Wandel. Eine Zumutung für rein bilanzgetriebene Denkweisen.
…und das bringt mich zu nostr.
Ein kurzer Blick auf das heutige Internet reicht, um zu sehen: Die Plattformen, auf denen wir die meiste Zeit verbringen, stehen im krassen Widerspruch zu unserem Menschsein. Die Empörungsmaschine, die wir gebaut haben, hält uns wie Ratten in Versuchslabors – jeder Swipe, jeder Scroll ein Dopamin-Kick. Wir haben ein System erschaffen, das nicht mit, sondern gegen uns arbeitet. Das süchtig macht, statt zu befreien.
Wir optimieren auf Engagement – was bedeutet: Wir maximieren Abhängigkeit. Eine Mischung aus Aufputschern (Pornografie) und Beruhigungsmitteln (Wutköder), serviert im endlosen Feed. Die Maschine spricht unsere niedersten Instinkte an, nicht unsere höchsten Ideale. (Dabei könnten wir genauso gut auf das Wahre, das Gute und das Schöne optimieren. Ist das wirklich zu viel verlangt?)
Aber wer ist schuld daran? Und bringt es überhaupt etwas, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen?
Fakt ist: Die ganze milliardenschwere Werbeindustrie, die mit psychologischen Experimenten an der Weltbevölkerung ihr Geld verdient, würde nicht lange überleben, wenn wir alle anfangen würden, uns zusammenzureißen. Aber das wird nicht passieren. Es wird kein magisches Erwachen geben, keinen kollektiven Moment der Klarheit. Genauso wenig wie es einen plötzlichen Wandel hin zu gesunder Ernährung, mehr Bewegung oder weniger Social Media geben wird.
Gesund zu leben ist schwer. Es bedeutet, Nein zu sagen – zu Zucker, zu Fast Food, zu Gruppenzwang. Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, Disziplin zu entwickeln, auf Körper, Geist und – ja – auch auf die eigene Seele zu achten.
Ein kluger Mensch hat mal gesagt: „Wer ein Warum hat, erträgt fast jedes Wie.“ Und genau das fehlt vielen: ein starkes „Warum“. Warum sich die Mühe machen, gesund zu leben? Warum selbst die Verantwortung für sein Geld übernehmen, wenn es auch jemand anderes machen kann – mit Versicherung und allem drum und dran? Warum ein bewussteres Verhältnis zum Internet entwickeln, wenn man sich auch einfach mit Autoplay und Dopamin zudröhnen kann – auf Netflix, TikTok, YouTube, PornHub oder sonstwo? Warum nicht einfach den bissigen Kommentar raushauen und mit einem Klick eine Welle lostreten?
Weil es ungesund ist. Deshalb.
„Alles ist unglaublich, und niemand ist glücklich.“ So sieht’s aus. Und ich bin natürlich auch nicht besser. Sitze hier im Krankenhaus-Wartezimmer, schreibe diese Zeilen, meckere über das Internet – dieses fantastische Netz aus Röhren, das ich trotz allem liebe.
Aber klar ist auch: Das Internet wird sich nicht von selbst reparieren. Die Wirtschaft auch nicht. Die Zombieunternehmen, die keinen echten Wert liefern, schon gar nicht. Und das Fiat-System, das all das ermöglicht hat, am allerwenigsten. Es wird Zeit brauchen. Mut. Vertrauen. Und Verantwortung.
Es wird schwer.
Aber es wird sich lohnen.
Und es beginnt bei dir.
@Gigi